DFB-Pokal
VfL gegen VfB: Achtelfinale mit Tradition

Dass sich langjährige Bundesligisten oder Zweitligisten häufiger im DFB-Pokal begegnen, liegt in der Natur der Sache, da sie ja quasi alle Startrecht haben. Auch die Paarung VfL Bochum gegen VfB Stuttgart steht heute (ab 18 Uhr, live in der ARD und auf Sky) schon zum sechsten Mal auf dem Programm - und damit häufiger als alle anderen in der aktuellen Runde der letzten 16 Teams. Es ist zudem ein Achtelfinale mit Tradition, denn nun fallen die Hälfte der Duelle auf diesen Zeitpunkt des Wettbewerbs. DFB.de blickt zurück auf die beiden Vorläufer, von denen einer einen Höhepunkt in der Bochumer Vereinsgeschichte markierte.
Am 24. Februar 1968 trafen sich der VfL Bochum und der VfB Stuttgart erstmals überhaupt zu einem Pflichtspiel, denn Bochums Bundesligaära hatte noch gar nicht begonnen und auch der Pokal die Klubs nicht zusammengeführt. Die Favoritenrolle war an den Gast vergeben, der auf Platz neun der Bundesliga stand. Der VfL rangierte auf Platz fünf der Regionalliga West, damals eine von fünf zweiten Ligen. Trainer Hermann Eppenhoff, der mit Borussia Dortmund und dem MSV Duisburg zuvor schon dreimal ins Finale eingezogen war, zeigte keine übertriebene Furcht und glaubte an die Pokalgesetze: "Auch die Stuttgarter sind zu packen."
Den Beweis lieferte seine Mannschaft vor 20.000 begeisterten Zuschauern im winterlichen Ruhrstadion. Auf Schneeboden ging der Favorit zwar nach 29 Minuten durch Charly Handschuh per Kopf in Führung (29.), aber die konnte er nicht mal mit in die warme Kabine nehmen. Der an diesem Tag herausragende, erst 19-jährige Werner Balte verwandelte einen an ihm selbst verursachten - allerdings umstrittenen - Foulelfmeter (41.). Nach 65 Minuten hatte er dann seinen größten Auftritt, "startete in Höhe der Mittellinie einen Alleingang, spielte nacheinander drei Stuttgarter aus und jagte den Ball in die Maschen", lesen wir im Sport Magazin.
Überraschung auf dem Weg ins Finale
Darauf hatten die Schwaben um ihren kurz vor seinem Länderspieldebüt stehenden Stürmer Horst Köppel keine Antwort mehr. Auch der Franzose Gilbert Gress, damals einer der schillerndsten Legionäre der Bundesliga, konnte Bochums Keeper Horst Christopeit nicht mehr bezwingen. Dagegen wirbelte Bochum laut Sport Magazin ungeniert weiter, "zuweilen müssen sich die Stuttgarter wie in einem Irrgarten vorgekommen sein". Das Fachblatt sah mit dem Schlusspfiff sogar den "größten Erfolg in der Vereinsgeschichte" der Bochumer gekommen.
Da ahnte noch keiner, dass es der Regionalligist bis ins Finale schaffen würde, obwohl Trainer Eppenhoff genau das als Ziel ausgab. "Ich will endlich mal wieder in ein Endspiel", witzelte der Wiederholungstäter nach dem Spiel. Sein Kollege Gunter Baumann war weniger zum Spaßen aufgelegt: "Mit meiner Mannschaft war ich nicht zufrieden. Dazu kein weiterer Kommentar." Der VfB wurde seinen West-Komplex nicht los, schied er doch zum vierten Mal in Folge gegen eine Mannschaft aus Nordrhein-Westfalen aus.
Höchste Bochumer Heimniederlage
Auch als der VfB Stuttgart am 19. Dezember 2006 ein zweites Mal im Pokal nach Bochum musste, traf man sich im Achtelfinale. Diesmal gab es keinen Klassenunterschied auf dem Papier, aber als Aufsteiger waren die Gastgeber erneut der Außenseiter. Zumal der VfB in jener Saison Meister werden würde, wonach es sich kurz vor Weihnachten noch nicht anfühlte. Nach einem 0:0 bei Aufsteiger Energie Cottbus hatte das von Armin Veh gecoachte Team die Hinrunde als Vierter abgeschlossen.
In Bochum verkaufte er sich weit besser. Im Kicker war von einem "nahezu ungefährdeten Sieg" zu lesen. Vor der Pause stellte Mario Gomez die Weichen bereits auf Sieg (34.), den sich die Stuttgarter danach vollauf verdienten. Zur Enttäuschung des Großteils der 18.650 Zuschauer war die Partie nach nicht einmal einer Stunde entschieden. Da hatte Thomas Hitzlsperger (49., 58.) mit gleich zwei seiner gefürchteten Fernschüsse das Ergebnis auf 0:3 gestellt. Manager Horst Heldt lobte: "Er hat endlich sein Potenzial ausgeschöpft und endlich gezeigt, was für eine Qualität in ihm steckt."
Bochum verkürzte durch Joker Tommy Bechmann, als es längst zu spät war, auf 1:3 (85.), aber darauf hatte der VfB auch noch eine Antwort: Auf Zuspiel von Osorio setzte der kommende deutsche Nationalspieler Cacau den Schlusspunkt (90.). Nun kamen die Stuttgarter bis ins Endspiel. Das 1:4 war das bislang deutlichste Pokalereignis in diesem Duell und für Bochum war es historisch: Nie verlor der VfL zuhause im Pokal höher.
Kategorien: DFB-Pokal
Autor: um

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